Beim neunten Musischen Abend im Volkshaus stellten die Schüler des Evangelischen Gymnasiums ihr Talent unter Beweis.
Ein unangenehmes Quietschen zog sich durch den Abend. Waren es nun die Stühle oder das Klavierpedal oder ganz und gar beide? Martha Stephan jedenfalls ließ sich nicht davon abhalten, mit Brahms’ zweitem Intermezzo am Flügel einen brillanten Auftakt beizusteuern, ehe Konrektor Christopher Neeb den nunmehr neunten Musischen Abend des evangelischen Gymnasiums eröffnete. Eine Reise um die Welt sollte es werden, zumindest um die Nordhalbkugel. So entstand ein Programm mit französischen, englischen, kanadischen, deutschen und irischen Stücken, das die Zuschauer gute drei Stunden amüsierte und mit so mancher Premiere aufwarten konnte.
Gleich zu Beginn heizten darum sieben Stepptänzerinnen unter Leitung von Corina Weiß dem Publikum tüchtig ein, bevor der Unterstufenchor mit dem wunderbar zarten Gesang „Caresse sur l‘ océan“ die Gedanken auf Reise schickte. Gleich darauf folgte mit dem barocken Oboenquartett die erste instrumentale Premiere des Abends, ehe Leonard Goxhufi mit Sibelius‘ Impromptu eine reife Leistung in die Tasten legte. Einen originellen Einblick in den Schulalltag gaben darauf Lehrerin Maike Kammmüller und Praktikantin Cornelia Hodam. Sie stellten ein musikalisches Streitgespräch zwischen Lehrer und Schüler auf die Beine, das kein Vorurteil außen vor ließ und das Publikum zurecht erheiterte. Auf die grüne Insel Irland entführten Aria Fuhrmann und Lenya Krieg mit einer verträumten Flötenweise, Maya Hocke präsentierte am Flügel einen Sonatensatz von Haydn.
Auch beim nunmehr neunten Musischen Abend bewährte sich die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Max-Reger-Konservatorium. Lehrerinnen wie Gudrun Asmus und Anette Mey unterstützten Jahr für Jahr hingebungsvoll, letztere am Klavier, wofür - und auch das ist mittlerweile Tradition – ihr Nachname mindestens einmal im Laufe des Abends falsch ausgesprochen wird. Lenya Krieg an der Querflöte und Mey am Flügel präsentierten gekonnt ein Andantino von Wilhelm Popp, einem Coburger Komponisten der Romantik.
Einen Einblick in die hervorragende Arbeit des Schulchors gaben zwei Stücke aus Jenkins‘ „The Armed Man – A Mass for Peace“. Unter der Leitung von Kantor Sebastian Fuhrmann präsentierte der Chor mit dem Sanctus und dem Agnus dei der Messe himmlische Klänge. Eine wirklich reife Leistung legten die beiden jüngsten Talente des Abends vor: Hendrik Jäger gab auf der Klarinette eine Jazz-Nummer zum Besten, und Emma Schimoneck stellte mit ihrem Harfensolo eine weitere gelungene Instrumentalpremiere auf die Beine. Gleich danach wurden die Sinne des Publikums auf eine harte Probe gestellt: Erst war es der Tanzkurs der siebenten Klasse, der es einem mit seinem turbulenten Paartanz ganz schwindelig machte, ehe Manolo Glückermann und Tim Steger am Schlagwerk die Trommelfelle der Zuhörer einer Belastungsprobe unterzogen. Steger legte sich gar so ins Zeug, dass ihm der Drumstick aus der Hand flog. Aufgefallen ist das den wenigsten, griff er doch gekonnt zum nächsten, um hernach sein brillantes Solo erfolgreich über die Bühne zu bringen.
Kaum hatten die Zuhörer Ohren verarztet und Blasen entleert, da läutete die Schulband unter der Leitung von Lukas Müller schon den zweiten Teil des Abends ein. Wie ausgesprochen vielseitig und ausdrucksstark Blockflöten klingen können, bewies Emilia Kopera mit „Les papillon“, ehe Ferdinand Bohlig Mozarts „Alla turca“ aus dem Gedächtnis am Klavier musizierte. Tim Steger am Schlagwerk und das Streetdance-Projekt der sechsten Klassen brachten tüchtig Schwung ins Haus, Greta Müller spielte sich mit der Querflöte und einem Konzertsatz von Carl Stamitz in die Ohren und Herzen der Zuhörer. Goxhufi, längst Publikumsliebling, gab in hervorragender Qualität Chopins Revolutionsetüde zum Besten. Aber auch Eigenkompositionen gehören von jeher zum Programm des Musischen Abends. In diesem Jahr war es Leona Friedrich, die am Flügel und mit der Unterstützung von fünf Sängerinnen ihren Song „A distant echo“ mit Bravour aufführte. Nach einer letzten Tanzeinlage ließ sich Klara Kovac von anfänglichen Problemen mit der Technik nicht beirren. Wie stimmgewaltig und emotional sie Billie Eilishs „Happier than ever“ interpretierte, fand ganz zurecht großen Anklang beim Publikum.
Der Abend neigte sich dem Ende zu, da hatten die beiden Moderatorinnen die Ursache des Quietschens ausfindig gemacht: „Danke, dass Sie das Quietschen der Stühle ausgehalten haben.“ Konrektor Neeb dankte besonders den Eltern, die sicher zuhause unzählige Übungsstunden geduldig über sich ergehen ließen. Ausgezahlt hat es sich, da war sich das Publikum einig. Zum Abschluss gab es dann noch ein musikalisches Dankeschön: Die Eheleute Fuhrmann entließen mit dem Schulchor und ABBAs „Thank you for the music“ das Publikum mit Schwung in die Nacht.
Einen gelungenen Abend haben da die Schüler des Gymnasiums und ihre Unterstützer wieder auf die Beine gestellt, und man darf gespannt sein, welche Höhepunkte das Publikum im nächsten Jahr erwarten – dann immerhin schon zum zehnten Mal.
von Hannes Remmler