Faust? - Nein - Gretchen!

Eine gelungene „Faust“-Inszenierung möchte man sagen – oder doch besser „Gretchen“? Aufgrund großer Wirkung und anhaltender Nachfrage hat der DuG-Kurs der Klasse 12 seine Faust-Inszenierung am 19.11.2024 noch einmal im Volkshaus präsentiert.

Die ursprünglich für und in den  Theatertagen gestaltete Inszenierung hatte noch einige Raffinessen erhalten, welche noch mehr Vernetzung, Tempo und Witz in das Stück brachten. Von Szenen umspannenden Requisiten über ein klares Farbkonzept bei den Kostümen bis hin zum Wortwitz bei der spitzen Zunge Mephistos war jedes Detail perfekt abgestimmt. Im Kern ist die Inszenierung jedoch ungebrochen spannend. Nicht Faust steht im Zentrum der Tragödie, sondern Gretchen – ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Probleme – die Tragödie einer modernen Frau! Reflexionen nach Brechts epischem Theater unterstützten den Blick auf die Gemeinsamkeiten von damals und heute. Weniger Geld für gleiche Arbeit, Sexualisierung, starre Rollenbilder und schnelle soziale Ächtung betreffen Frauen von heute emotional nicht weniger als vor drei- oder fünfhundert Jahren. Eine Inszenierung, die mit dem traurigen Ende Gretchens den Raum für Diskussionen öffnet. Diskussionen, welche die Zuschauer mit nach Hause nehmen und zurück in die Gesellschaft tragen, dorthin, wo Gretchen auf sie wartet.